Google verschärft den Blick auf KI-Content: Neue Guidelines und ihre Folgen für SEO

11.09.2025 | News

Künstliche Intelligenz ist längst fester Bestandteil der digitalen Content-Produktion. Texte, Bilder, Videos oder ganze Webauftritte entstehen heute in Sekundenschnelle per Knopfdruck. Schätzungen zufolge bestehen mittlerweile fast ein Fünftel der Google-Suchergebnisse aus KI-generierten Inhalten – Tendenz steigend.

Damit wächst auch die Unsicherheit: Beeinträchtigt der Einsatz von KI die Sichtbarkeit von Websites? Drohen Abstrafungen durch Google? Oder eröffnet KI sogar Chancen, Inhalte effizienter und nutzerorientierter zu gestalten? Antworten liefert das Update der Google Search Quality Evaluator Guidelines vom 23. Januar 2025. Zum ersten Mal adressieren die Richtlinien den Einsatz generativer KI ausdrücklich und geben konkrete Hinweise, wann KI-Content problematisch sein kann und wann nicht.

Was steckt hinter den Quality Rater Guidelines?

Die Search Quality Evaluator Guidelines sind ein Handbuch für die sogenannten „Quality Rater“ – externe Mitarbeiter, die Google-Webseiten bewerten. Sie prüfen Inhalte anhand definierter Kriterien und melden ihre Einschätzungen zurück. Die Ergebnisse beeinflussen nicht direkt das Ranking, helfen Google jedoch dabei, Algorithmen zu trainieren und zu justieren.

Besonders im Fokus stehen dabei die E-E-A-T-Prinzipien: Experience, Expertise, Authoritativeness und Trustworthiness. Sie stehen für Erfahrung, Fachwissen, Autorität und Vertrauenswürdigkeit. Diese vier Elemente sollen sicherstellen, dass Nutzerinnen und Nutzer nicht nur korrekte, sondern auch hilfreiche, glaubwürdige und nutzerzentrierte Informationen finden.

Das Update vom Januar 2025: KI rückt ins Zentrum

Mit der Aktualisierung vom 23. Januar 2025 definiert Google generative KI erstmals offiziell. Laut Guidelines handelt es sich um Modelle, die Inhalte wie Text, Bilder oder Code auf Basis von Trainingsdaten erzeugen können. Google betont, dass KI-Tools sowohl nützlich als auch problematisch sein können – je nachdem, wie sie eingesetzt werden.

KI und das Kapitel „Lowest Quality Pages“

Besonders relevant ist die Ergänzung im Abschnitt 4.6.6: Inhalte, die vollständig kopiert, automatisch erstellt oder nahezu ohne Aufwand produziert wurden, sollen künftig die niedrigste Qualitätsbewertung („lowest rating“) erhalten. Entscheidend ist dabei nicht allein der Einsatz von KI, sondern die Frage nach Originalität, Aufwand und Mehrwert.

Damit stellt Google klar: KI-Content ist nicht automatisch minderwertig. Er wird nur dann abgewertet, wenn er oberflächlich, austauschbar oder nutzlos ist.

Missverständnisse und Klarstellungen

Die Diskussion entbrannte vor allem durch die Formulierung von Googles Search Analyst John Mueller, der von „lowest rated“ bei KI-Inhalten sprach. Viele verstanden dies als generelle Abwertung aller KI-gestützten Inhalte. Die Guidelines selbst stellen jedoch klar: KI ist lediglich ein Werkzeug. Wie hochwertig der damit erstellte Content ist, hängt von der Qualität der Umsetzung ab.

Low Quality Content vs. High Quality Content

Die Unterscheidung zwischen minderwertigen und hochwertigen Inhalten bleibt der zentrale Dreh- und Angelpunkt. Low Quality Content entsteht, wenn Inhalte ohne erkennbaren Mehrwert veröffentlicht werden, lediglich Paraphrasen anderer Quellen darstellen oder automatisiert ohne erkennbare Eigenleistung erzeugt wurden.

Demgegenüber steht High Quality Content, der fundierte Informationen bietet, für die Zielgruppe relevant ist und Persönlichkeit erkennen lässt. Auch Glaubwürdigkeit spielt hier eine zentrale Rolle. Google empfiehlt seit Jahren, Inhalte in erster Linie für Menschen und nicht für Suchmaschinen zu erstellen. Genau das spiegelt sich in der Betonung von E-E-A-T wider.

E-E-A-T im Detail: Maßstab für Qualitätsbewertung

Hinter den vier Buchstaben verbirgt sich ein klares Qualitätsverständnis.

„Experience“ meint die persönliche Erfahrung mit einem Thema. Wenn Autorinnen oder Autoren eigene Tests, Erlebnisse oder Praxisbeispiele einfließen lassen, erkennt Google darin einen Mehrwert. „Expertise“ bezieht sich auf das Fachwissen. Hier kommt es darauf an, ob jemand fundierte Kenntnisse vorweisen kann, etwa durch berufliche Qualifikation oder nachweisbare Kompetenz.

Die „Authoritativeness“ zeigt sich in der Reputation. Wenn eine Quelle als anerkannt gilt oder in der Branche Gewicht hat, wirkt sich das positiv aus. Den höchsten Stellenwert räumt Google dem „Trust“ ein. Ohne Vertrauen in die Inhalte – etwa durch transparente Autorenangaben, seriöse Quellen und sichere Websites – bleibt Sichtbarkeit ein schwieriges Unterfangen.

SEO-Strategien im Umgang mit KI-Content

Die entscheidende Frage lautet: Wie lässt sich KI nutzen, ohne die Qualitätsmaßstäbe von Google zu verletzen?

Eine wichtige Rolle spielt der Einsatz von KI als Hilfsmittel, nicht als alleinige Lösung. Wer KI-Inhalte unreflektiert übernimmt, riskiert schnell den Eindruck von Beliebigkeit. Erfolgreich ist dagegen, wer KI-Ergebnisse prüft, überarbeitet und in einen größeren Kontext einbettet. So kann ein generierter Text eine wertvolle Rohfassung liefern, die anschließend durch menschliches Fachwissen und sprachliche Feinabstimmung zu einem hochwertigen Beitrag wird.

Ebenso entscheidend ist die Orientierung an den Bedürfnissen der Zielgruppe. KI kann zwar Strukturen erstellen oder Vorschläge liefern, sie ersetzt aber nicht das Verständnis für Nutzerintentionen, Branchentrends oder emotionale Nuancen. Gerade hier macht sich der Unterschied zwischen rein maschineller und menschlich kuratierter Arbeit bemerkbar.

Ein gelungenes Beispiel für den Mehrwert zeigt sich in der Zusammenfassung von Produktbewertungen, wie sie bei Amazon getestet wird: Statt hunderte Rezensionen einzeln lesen zu müssen, erhalten Nutzerinnen und Nutzer eine prägnante Übersicht. KI liefert hier eine effiziente Verdichtung, die durch klare Relevanz punktet.

Warum menschlicher Input unverzichtbar bleibt

So leistungsfähig moderne Sprachmodelle auch sind – sie verfügen weder über persönliche Erfahrungen noch über echtes Urteilsvermögen. Der entscheidende Unterschied liegt im menschlichen Blick: Nur er kann Kontext einordnen, Tonalität anpassen und die Glaubwürdigkeit sicherstellen.

Vor allem in Bereichen, in denen Vertrauen ausschlaggebend ist – etwa Medizin, Recht oder Finanzen –, bleibt menschliche Kompetenz das Fundament. KI mag bei der Content-Erstellung unterstützen, doch das letzte Wort sollte immer bei Fachleuten liegen, die Verantwortung übernehmen und Qualität gewährleisten.

Ausblick: Symbiose statt Gegensatz

Das Update der Quality Rater Guidelines markiert einen Wendepunkt. Google akzeptiert den Einsatz von KI, fordert aber klare Qualitätsstandards. Entscheidend ist nicht mehr, ob KI eingesetzt wird, sondern wie.

Für Unternehmen, Agenturen und Publisher ergibt sich daraus eine klare Aufgabe: KI-gestützte Prozesse können die Produktion beschleunigen, Ideen liefern und repetitive Aufgaben abnehmen. Den Unterschied im Ranking macht jedoch der Mehrwert, den ein Beitrag für Menschen schafft. Wer es versteht, maschinelle Unterstützung mit menschlicher Expertise zu kombinieren, wird langfristig sowohl die Richtlinien von Google erfüllen als auch die Erwartungen der Nutzer übertreffen.